Tiefbau: Was versteht man darunter?

Was ist Tiefbau? Erfahre verständlich erklärt, welche Tätigkeiten, Gewerke und Maschinen dazugehören und welche Rolle der Tiefbau für Infrastruktur und Bauprojekte spielt.
WBA Weimar
28.03.2025
Tiefbau: Was versteht man darunter?

Ob beim Straßenbau, der Verlegung von Leitungen oder dem Bau von Kanälen – viele Arbeiten, die unter unseren Füßen stattfinden, gehören zum Bereich Tiefbau. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff? Was macht den Tiefbau aus, und worin unterscheidet er sich vom Hochbau? In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die wichtigsten Merkmale, Aufgaben und Einsatzgebiete des Tiefbaus – und zeigen, warum er für unsere alltägliche Infrastruktur so entscheidend ist.

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Was ist Tiefbau? – Definition und Unterschied zum Hochbau

Tiefbau ist ein Teilgebiet des Bauwesens, das die Planung und Errichtung von Bauwerken umfasst, die an oder unter der Erdoberfläche liegen​. Damit bildet es das Gegenstück zum Hochbau, der alle Bauwerke oberhalb der Geländelinie umfasst (also z. B. Häuser, Gebäude und andere überirdische Konstruktionen)​. Einfach ausgedrückt: Alles, was unter der Erde oder ebenerdig gebaut wird, fällt in den Bereich Tiefbau, alles über der Erde gehört zum Hochbau.

Es gibt allerdings Überschneidungen zwischen Hoch- und Tiefbau. So werden Brücken oft dem Tiefbau zugerechnet, obwohl sie oberhalb des Bodens liegen, da sie Teil von Verkehrswegen sind​. Ähnlich verhält es sich mit anderen Ingenieurbauwerken: Auch Tunnel zählen natürlich zum Tiefbau, da sie unter der Erde verlaufen. Insgesamt dient der Begriff Tiefbau vor allem dazu, Bauprojekte nach ihrer Lage gegenüber der Erdoberfläche von Hochbauprojekten abzugrenzen.

Was zählt zum Tiefbau? – Gewerke, Tätigkeiten und Bauwerke

Zum Tiefbau gehören zahlreiche Gewerke und Bau-Sparten, die unterschiedlichste Bauaufgaben unterhalb oder auf Höhe der Erdoberfläche umfassen. Oft wird gefragt, was alles zum Tiefbau zählt – im Grunde sämtliche Bauleistungen im Bodenbereich oder für die Infrastruktur. Wichtige Bereiche des Tiefbaus sind unter anderem:

  • Verkehrswegebau: Bau von Straßen und Wegen, Eisenbahnbau, aber auch damit verbundener Brücken- und Tunnelbau (Verkehrstunnel)​. Praktisch jede Straße oder Bahnstrecke ist ein Tiefbauprojekt. Straßenbau ist somit immer eine Tiefbau-Tätigkeit – es gibt keinen Straßenbau ohne Tiefbau​.

  • Erdbau: Alle Erdarbeiten wie Aushub von Baugruben, das Abtragen oder Aufschütten von Boden und Geländemodellierungen (z. B. beim Straßenbau oder im Landschaftsbau). Erdarbeiten sind quasi die Grundlage fast jedes Tiefbauprojekts.

  • Grundbau: Erstellung von Fundamenten und Gründungen für Bauwerke. Dazu zählen z. B. Bodenplatten, Pfahlgründungen oder der Bau von Kellern (Kellerbau ist also Teil des Tiefbaus).

  • Kanalbau und Leitungsbau: Bau von unterirdischen Abwasserkanälen, Rohrleitungen und Kabeltrassen. Die Anlage von Kanalisationen, Drainagen oder Versorgungsleitungen (Gas-, Wasser-, Strom- und Glasfaserkabel) fällt in diesen Bereich.

  • Wasserbau: Bauliche Maßnahmen an Gewässern und Wasserläufen. Dazu gehören z. B. Staudämme, Deiche, Hafenanlagen, Flussbettregulierungen oder der Küstenschutz. Auch Arbeiten am Grundwasser (etwa Brunnenbau) zählen hierzu.

  • Spezialtiefbau: Besondere Tiefbaumaßnahmen bei schwierigem Baugrund oder komplexen Projekten. Dazu zählen z. B. Baugrubenabsicherungen, Bohrpfahlgründungen und andere tiefe Fundamente, die spezielle Verfahren erfordern.

Diese Aufzählung zeigt: Zum Tiefbau zählen sehr vielfältige Bauaufgaben – von der Autobahnbrücke bis zur Abwasserröhre. Kellerbau (Unterkellerung von Gebäuden) ist ebenfalls Tiefbau, da hier Erdreich ausgehoben und Fundamente geschaffen werden. Selbst der Bau von unterirdischen Versorgungsnetzen (Strom-, Gas-, Wasserleitungen) oder von U-Bahn-Schächten gehört in den Tiefbau​.

Ist Tiefbau ein Gewerk? – Streng genommen ist Tiefbau kein einzelnes Handwerksgewerk, sondern ein Sammelbegriff für viele Spezialgewerke. In Deutschland gilt Tiefbau laut offizieller Abgrenzung nicht als eigenständiges Handwerk; erst wenn z. B. Straßenbau als Teil der Tätigkeit enthalten ist, ist eine Eintragung in die Handwerksrolle vorgeschrieben​. Das heißt, Tiefbauarbeiten werden von unterschiedlichen Fachbetrieben ausgeführt, die jeweils auf eines der genannten Gebiete spezialisiert sind (zum Beispiel reine Kanalbaufirmen, Straßenbaufirmen etc., oder auch Bauunternehmen, die Hoch- und Tiefbau gemeinsam anbieten).

Was wird im Tiefbau gemacht? – Beispiele, Einsatzbereiche und Abläufe

Ein typisches Beispiel für Tiefbauarbeiten ist das Verlegen von unterirdischen Versorgungsleitungen. Dafür wird zunächst ein tiefer Graben ausgehoben, dann werden z. B. Wasserrohre oder Kabel in der Erde verlegt und anschließend wird der Graben wieder mit Bodenmaterial verfüllt und verdichtet. Die Oberfläche – etwa eine Straßendecke oder ein Gehweg – wird danach instand gesetzt, sodass von der Bauarbeit kaum noch etwas zu sehen ist. Auch der Straßenbau folgt ähnlichen Abläufen: Zunächst wird der Oberboden abgetragen und eine Baugrube bzw. ein Straßenbett ausgehoben, dann werden verschiedene Schichten (Tragschicht, Frostschutzschicht etc.) eingebaut und verdichtet, bevor schließlich Asphalt oder Pflaster als Deckschicht aufgebracht werden.

Generell umfasst der Tiefbau alle Arbeiten, bei denen Boden ausgehoben, bewegt, geformt und wieder eingebaut wird. Es werden Baugruben für Gebäudefundamente ausgehoben, Gräben für Leitungen geschaffen, Straßentrassen ins Gelände geschnitten und Dämme oder Tunnelröhren gebaut. Häufig müssen im Tiefbau große Mengen an Erdreich transportiert und modelliert werden. So entsteht die nötige Grundlage, um z. B. ein Gebäude zu gründen, eine neue Straße oder Bahnstrecke zu bauen oder ein Rohrleitungssystem unter der Erde zu verlegen. Tiefbau-Facharbeiter sind dabei sowohl im Neubau als auch bei der Sanierung tätig – etwa um Verkehrswege sowie Ver- und Entsorgungssysteme zu errichten oder instand zu setzen​.

Einsatzbereiche für Tiefbauarbeiten gibt es nahezu überall. Fast jedes Bauprojekt beginnt mit Tiefbau: Bevor ein Gebäude hochgezogen wird, erfolgen Aushub und Fundamentierung (Tiefbau). Beim Ausbau von Wohngebieten oder Industrieflächen müssen zuerst Straßen, Kanalisation und Leitungen im Boden angelegt werden, bevor Hochbauten entstehen. Genauso sind Infrastrukturprojekte wie Brücken, Tunnel oder Schienenwege klassische Tiefbauaufgaben. Auch im Alltag begegnen uns Tiefbauarbeiten – sei es die Ausbesserung von Schlaglöchern auf der Straße, das Verlegen von Glasfaserkabeln in der Nachbarschaft oder der Bau einer neuen U-Bahn-Linie in der Stadt. All dies sind Beispiele dafür, was im Tiefbau gemacht wird. Die Bandbreite reicht von kleineren Erdarbeiten (z. B. Ausschachten eines Hausanschlusses) bis zu gigantischen Bauvorhaben wie dem Tunnelbau unter Flüssen oder Gebirgen.

Welche Berufe gibt es im Tiefbau? – Ausbildung, Tätigkeiten und Perspektiven

Der Tiefbau wird von einer Vielzahl an Fachleuten geplant und ausgeführt. In der Planungsphase sind vor allem Bauingenieure gefragt – sie entwerfen das Bauwerk und berechnen z. B. Statik, Materialien und Bauabläufe. Architekten spielen im Tiefbau meist eine untergeordnete Rolle, da hier weniger die gestalterische Architektur im Vordergrund steht, sondern die Funktionalität (Architekten werden höchstens bei speziellen Entwürfen hinzugezogen)​. Die praktische Umsetzung auf der Baustelle übernehmen dann vor allem gut ausgebildete Facharbeiter verschiedener Gewerke.

Typische Berufe im Tiefbau sind beispielsweise Straßenbauer/in, Rohrleitungsbauer/in, Kanalbauer/in oder Brunnenbauer/in – all diese Spezialisten kümmern sich um unterschiedliche Bereiche wie den Straßenbelag, die Verlegung von Leitungen, den Bau von Abwassersystemen oder das Bohren von Schächten. Weitere wichtige Fachrichtungen sind Asphaltbauer/in (für Asphaltdecken im Straßenbau), Gleisbauer/in (für den Bau von Bahngleisen) und Wasserbauer/in (für Arbeiten an Wasserstraßen und Ufern). Auch Spezialtiefbauer/innen gehören dazu, die sich um komplizierte Gründungen und Baugrubensicherungen kümmern. Man sieht: Auf einer Tiefbau-Baustelle kommen viele verschiedene Gewerke zusammen, die Hand in Hand arbeiten​. Zusätzlich gibt es technische Fachkräfte wie Facharbeiter für Straßen- und Verkehrstechnik oder Fachkraft für Wasserwirtschaft, die in Bereichen wie Verkehrswegebau und Kanal-/Wasserbau tätig sind​. Und nicht zu vergessen: Baugeräteführer/innen bedienen die schweren Baumaschinen (Bagger, Kräne usw.) und sind damit ebenfalls unentbehrlich auf jeder Tiefbau-Baustelle​.

Die meisten genannten Berufe werden durch eine duale Ausbildung erlernt. So ist etwa Tiefbaufacharbeiter/in ein anerkannter Ausbildungsberuf in Deutschland​. Diese Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre und vermittelt Grundkenntnisse im Tiefbau; anschließend kann man sich im dritten Ausbildungsjahr zum Spezialisten weiterqualifizieren, z. B. als Straßenbauer/in, Rohrleitungsbauer/in oder Brunnenbauer/in. Auch Baugeräteführer/in wird durch eine Ausbildung erworben, in der das Bedienen von Baggern, Walzen und anderen Maschinen gelehrt wird. Nach der Lehre bieten sich vielfältige Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten: Erfahrene Fachkräfte können Vorarbeiter oder Polier (Vorarbeiter mit Meisterfunktion) werden oder sich zum Meister weiterbilden. Mit entsprechendem Schulabschluss besteht auch die Möglichkeit, später ein Studium – etwa Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Tiefbau – aufzunehmen. Durch solche Fortbildungen und Spezialisierungen stehen zahlreiche Karriereperspektiven im Tiefbau offen​.

Hat der Tiefbau Zukunft? – Ja, die Branche bietet sichere Beschäftigungsaussichten. Aufgrund des hohen Bedarfs an Infrastrukturprojekten werden Tiefbau-Fachkräfte auch langfristig gebraucht. Es werden immer Straßen saniert, Kanäle erneuert oder neue Leitungen verlegt. Große Vorhaben wie der flächendeckende Breitbandausbau (Verlegung von Glasfaserkabeln für schnelles Internet) oder die Energie- und Mobilitätswende (z. B. neue Stromtrassen und Bahnstrecken) sorgen zusätzlich für viele neue Tiefbauprojekte​. Tiefbaufacharbeiter/innen haben dank ihres vielfältigen Tätigkeitsspektrums und der regen Bautätigkeit sehr gute Berufsaussichten. Wer sich für einen Beruf im Tiefbau entscheidet, hat also in der Regel einen zukunftssicheren Arbeitsplatz in einer wichtigen Schlüsselbranche.

Welche Maschinen und Geräte kommen im Tiefbau zum Einsatz? – Überblick über die Baumaschinen

Auf Tiefbau-Baustellen sind zahlreiche schwere Baumaschinen im Einsatz, um die anfallenden Erd- und Betonarbeiten zu bewältigen. Das obige Foto zeigt beispielsweise einen Hydraulik-Bagger, der einen Sanddamm beim Bau einer neuen Straße modelliert. Generell unterscheiden sich die im Tiefbau verwendeten Geräte von denen im Hochbau: Während dort oft Kräne und Gerüste dominieren, kommen im Tiefbau vor allem Erdbaumaschinen wie Bagger, Bohrgeräte und Rammmaschinen zum Einsatz​.

Im Folgenden ein kurzer Überblick über wichtige Maschinen und Geräte im Tiefbau:

  • Bagger: Das Universalgerät im Tiefbau. Mit Hydraulikbaggern (in Ketten- oder Raupenausführung) werden Baugruben ausgehoben, Gräben gezogen und Erdmassen bewegt. Spezialformen sind z. B. Minibagger für enge Platzverhältnisse oder Saugbagger, die Erdreich absaugen können.

  • Radlader und Dumper: Radlader sind große Schaufellader auf Rädern, mit denen Sand, Kies, Boden oder Schutt aufgenommen und verladen wird. Muldenkipper (Dumper) und LKW transportieren dann die Erdmassen auf oder von der Baustelle.

  • Planierraupen: Kettenfahrzeuge mit einer breiten Schildschaufel vorne, um Erdreich abzuschieben und zu ebnen. Raupen (umgangssprachlich Bulldozer) werden genutzt, um Gelände grob zu planieren oder Dämme aufzuschieben.

  • Walzen und Verdichtungsgeräte: Straßenwalzen (Glattwalzen, Gummiradwalzen, Rüttelwalzen) verdichten Erdreich oder Asphalt, damit tragfähige Schichten entstehen. Für kleinere Flächen gibt es Rüttelplatten und Stampfer, die per Hand geführt werden.

  • Bohr- und Rammgeräte: Im Spezialtiefbau sind Bohrgeräte im Einsatz, um tiefe Löcher für Pfähle oder Anker in den Boden zu treiben. Rammmaschinen schlagen z. B. Spundwände oder Pfähle in den Boden, um Baugruben zu sichern oder Fundamente zu setzen​. Solche Geräte sind oft groß und werden auf Raupenfahrzeugen montiert.

  • Sonstige Ausrüstung: Daneben gibt es Betonmischer und Betonpumpen (um Beton in Fundamente oder Schächte zu gießen), Teleskoplader (fahrbare Hebearme, um Materialien zu heben und zu versetzen) sowie diverse Baugeräte wie Trennschneider, Schweißgeräte für Rohrleitungen, Vermessungsgeräte (Theodolite, Laser) zur Absteckung der Baustelle u.v.m. Moderne Tiefbauunternehmen verfügen meist über einen umfangreichen Maschinenpark, der je nach Projekt zusammengestellt wird.

Diese Maschinen ermöglichen es, die schweren körperlichen Arbeiten im Tiefbau effizient zu bewältigen. Ein mittelgroßer Baustellenbagger kann pro Schaufel mehrere Kubikmeter Erdreich bewegen – was von Hand mit Schaufel und Schubkarre unmöglich wäre. Durch den Einsatz von Technik (Hydraulik, Motoren, etc.) können im Tiefbau daher selbst sehr große Bauvorhaben in relativ kurzer Zeit realisiert werden. Natürlich erfordert dies geschultes Personal: Die Bedienung von Bagger & Co. übernehmen ausgebildete Maschinenführer, die genau wissen, wie man sicher und präzise mit diesen Geräten arbeitet.

Wer beauftragt Tiefbauarbeiten? – Auftraggeber und typische Projekte

Tiefbauarbeiten werden von unterschiedlichsten Auftraggebern in Auftrag gegeben, je nach Art des Projekts. Typische Auftraggeber sind:

  • Öffentliche Hand: Viele Tiefbauprojekte erfolgen im Auftrag von Staat, Ländern oder Kommunen. Beispiele: der Bau und Unterhalt von Straßen, Autobahnen und Brücken (zuständig sind z. B. staatliche Straßenbaubehörden), der Kanalbau und die Abwasserentsorgung (Kommunen lassen Kanäle und Kläranlagen bauen) oder öffentlich finanzierte Tunnel- und Bahnprojekte (beauftragt durch Bahn oder Verkehrsunternehmen). Öffentliche Auftraggeber schreiben solche Bauleistungen meist aus und vergeben sie an Tiefbauunternehmen.

  • Private Bauherren und Investoren: Auch Privatpersonen oder Unternehmen beauftragen Tiefbauarbeiten. Wer etwa ein Haus baut, benötigt Tiefbau für den Aushub der Baugrube, das Gießen des Fundaments und die Anschlüsse für Wasser, Abwasser, Strom und Telekommunikation. Bauträger, die neue Wohn- oder Gewerbegebiete entwickeln, lassen zunächst Straßenzufahrten, Kanalisation und Leitungen durch Tiefbaufirmen anlegen, bevor Hochbauten entstehen. Industrieunternehmen beauftragen Tiefbauarbeiten z. B. für den Bau von Werksstraßen, Hallenfundamenten oder Versorgungstrassen auf ihrem Betriebsgelände.

  • Versorgungs- und Infrastrukturunternehmen: Firmen aus der Energie- und Versorgungswirtschaft gehören ebenfalls zu den Auftraggebern. Stromnetzbetreiber, Gas- und Wasserwerke oder Telekommunikationsanbieter (Telefon/Internet) lassen Leitungen und Kabel durch Tiefbauunternehmen verlegen. Beispielsweise wird der aktuelle Glasfaserausbau für schnelleres Internet maßgeblich von Tiefbaufirmen durchgeführt, die kilometerweise Kabelschächte ausheben. Ebenso vergeben Bahnunternehmen oder Flughäfen Tiefbauaufträge für Gleisbau und Start-/Landebahnen.

Daneben gibt es Mischformen: Große Generalunternehmer am Bau holen ihrerseits Tiefbauspezialisten ins Boot. So kann es sein, dass ein Baukonzern ein Gesamtprojekt (etwa den Bau einer Fabrik) leitet und dann Tiefbau-Subunternehmer für die Erdarbeiten und Gründungen beauftragt. Projektentwickler und Ingenieurbüros koordinieren oftmals die Vergabe solcher Aufträge. In jedem Fall werden Tiefbauarbeiten fast immer von Fachfirmen durchgeführt, da spezielles Gerät und Know-how erforderlich sind. Wer beispielsweise seinen eigenen Garten umgestalten will und dafür große Erdarbeiten (z. B. Teich ausheben) plant, kann zwar selbst einen Minibagger mieten – bei größeren Tiefbauvorhaben sind aber Fachbetriebe praktisch unumgänglich, um Vorschriften, Sicherheit und Effektivität zu gewährleisten.

Welche Bedeutung hat der Tiefbau für die Infrastruktur?

Tiefbau ist für unsere Infrastruktur von zentraler Bedeutung. Viele Alltagsdinge funktionieren nur dank versteckter Tiefbauleistungen im Hintergrund. Verkehrsinfrastruktur wie Straßen, Autobahnen und Bahntrassen entstehen durch Tiefbau – ohne Straßenbau könnten wir weder mit dem Auto zur Arbeit fahren noch würden Bus und Bahn fahren. Versorgungsnetze für Strom, Gas, Wasser und Internet beruhen auf Tiefbauarbeiten – die Leitungen und Kabel verlaufen meist unter unseren Straßen und Gärten. Auch die Abwasserentsorgung (Kanalisation) ist ein reines Tiefbauprodukt: Unter jedem Ort zieht sich ein Netz aus Rohren, das Abwässer zur Kläranlage führt. Kurzum: Ein Großteil der gebauten Infrastruktur liegt unter der Erde und wird vom Tiefbau geschaffen​.

Die Bedeutung des Tiefbaus zeigt sich in nahezu allen Bereichen der Daseinsvorsorge. Beispielsweise umfasst der Tiefbau die Errichtung und Instandhaltung von Verkehrswegen (Straßen, Brücken, Schienenwege, Tunnel), von Wasserwegen (Kanäle, Häfen, Schleusen), von Versorgungsanlagen (Staudämme, Rohrleitungen, Kabeltrassen) und von Fundamenten für Bauwerke​. Ohne diese Grundinfrastruktur könnten unsere Städte und Gemeinden nicht funktionieren. Einfache Handlungen wie das Aufdrehen des Wasserhahns, das Telefonieren oder das Heizen einer Wohnung setzen voraus, dass irgendwann Tiefbauer die nötigen Leitungen in den Boden gelegt haben.

Darüber hinaus ist der Tiefbau ein wirtschaftlicher Motor. Öffentliche und private Investitionen fließen kontinuierlich in den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur. Aktuell zeigt sich, dass der Tiefbau selbst in Zeiten, in denen der Hochbau schwächelt (z. B. Rückgang im Wohnungsbau), eine robuste Nachfrage verzeichnet. Investitionen in Bereiche wie den Schienenausbau, neue Stromtrassen oder den Breitbandausbau sorgen dafür, dass im Tiefbau Auftragszuwächse entstehen​. Prognosen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren der Tiefbau sogar stärker wachsen könnte als manche Hochbausparte, weil enormer Nachholbedarf bei Infrastrukturprojekten besteht​.

Nicht zuletzt hat Tiefbau auch eine gesellschaftliche Bedeutung: Er schafft die Voraussetzungen für Mobilität, Versorgung und Sicherheit. Beispielsweise spielen Tiefbauingenieure und -firmen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz und der Klimaanpassung – sei es durch den Bau von Hochwasserschutzanlagen, die unterirdische Verlegung von Stromleitungen (Erdkabel als Ersatz für Freileitungen) oder die Errichtung moderner Verkehrssysteme wie U-Bahnen und Tunnel, die Innenstädte vom Autoverkehr entlasten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Tiefbau das Rückgrat der Infrastruktur bildet. Viele unserer modernen Annehmlichkeiten – von befestigten Straßen über sauberes Trinkwasser bis zum schnellen Internet – wären ohne Tiefbau nicht denkbar. Entsprechend hoch ist die Bedeutung dieser oft unsichtbaren Bauleistungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Entwicklungen der kommenden Jahre (Digitalisierung, Energiewende, Verkehrswende) werden den Tiefbau weiter fordern und zu neuen innovativen Lösungen anspornen, damit unsere Infrastruktur leistungsfähig und zukunftssicher bleibt.